Bürgerinitiative (BI) >Gute Nachbarschaft mit Russland< Plenum am 16.02.2016 2017 im Haus Steinstraße e.V.
Protokoll:
Die Veranstaltung war mit ca 30 Personen sehr gut besucht.
1. Begrüßung:
Prof. Cornelius Weiss begrüßte die Anwesenden und stellte das
Anliegen der BI vor, deren Mitwirkende er als “Freunde des Friedens”
bezeichnet und die das gemeinsame Ziel eint, sich mit Wort und Tat
für den Erhalt des Friedens in Europa einzusetzen. Mit einer kurzen
aber emotionalen Beschreibung seiner Erlebnisse, die er als junger
Mensch in der Sowjetunion erfuhr, erklärte er sein Engagement für
die BI. Mit großer Deutlichkeit distanzierte er sich von der aktuellen
konfrontativen Politik der NATO-Staaten, insbesondere Deutschlands
und er betonte die Dringlichkeit , ein Zeichen gegen den Zeitgeist zu setzen.
“Russlandversteher” zu sein versteht er nicht als Verunglimpfung,
sondern als wichtige Voraussetzung für Frieden und gute Nachbarschaft.
Vorstellung der BI, ihre Struktur und Arbeitsweise:
Johannes Schroth erläutere, dass die BI sowohl als empörte Reaktion
auf das fast völlige Negieren des 75. Jahrestages des Überfalls auf die
SU durch das offizielle Leipzig, als auch wegen der wachsenden,
offiziell geduldeten und geförderten Feindseligkeiten gegenüber Russland, entstand.
Die Form einer Bürgerinitiative wurde gewählt, weil damit am
kreativsten Aktionsformen und basisdemokratische Mitwirkung
gewährleistet werden können. Er lud die VeranstaltungsteilnehmerInnen
zur Mitarbeit ein und verwies auf den Internetauftritt der BI.
Die Daten dazu sind in den Flyern und auf dem Blog der Bi zu finden.
https://gutenachbarschaftmitrussland.de
2. Vortrag “Russland verstehen” von Jelena Hoffman:
Frau Hoffmann stellte sich kurz vor. Sie ist gebürtige Moskauerin. Seit
1975 lebt sie in Chemnitz. Elf Jahre als Bundestagsabgeornete der SPD
und acht Jahre als Honorarkonsulin der Ukraine in Deutschland
prägten ihr Leben als Politikerin.
Das “Russlandversteher” zu einem Unwort geworden ist, treibt sie um.
An Hand von Textstellen aus Dokumenten der Stiftung Wissenschaft
und Politik (SWP) und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik
(beide Institutionen beraten die Deutsche Regierung) stellte sie dar,
wie sich in einem Zeitraum von über 10 Jahren die Haltung und der Ton
gegenüber Russland wesentlich verschlechtert haben.
Mobbing und Russland-Bashing wurden von ihr angesprochen.
In Russland bleiben natürlich Mißtrauen und Enttäuschung über den
Westen nicht aus und Frau Hoffmann spracht über die Ablehnung der
westlichen Demokratie innerhalb der russischen Bevölkerung.
Sie ging auch auf das Assoziierungsabkommen der EU mit der Ukraine
ein und auf die Konflikte, die daraus für die wirtschaftlichen
Interessen Russlands entstehen.
Sie sieht das ukrainische Volk als das Leittragende im Konflikt NATO/
EU- Russland.
3. Diskussion zum Vortrag:
Der Vortag enthielt viele Anregungen für die Diskussion.
Bedauerlicherweise hatte Frau Hoffmann an diesem Abend noch einen
anderen Termin. Daher verblieben nur 15 min Zeit, um Fragen zu
stellen oder Meinungen zu äußern.
Ein Teilnehmer wies auf die unterschiedlichen Auffassungen über
Demokratie hin und das es “die Demokratie” schlechthin nicht gibt.
Ein Teilnehmer sprach die beiden von Frau Hoffmann angeführten
Instutionen an und wies darauf hin, das diese von der deutschen
Regierung bezahlt werden und daher nicht unabhängig sind.
Frau Hoffmann erklärte, dass sie versteht, warum Russland im Fall der
Krim so gehandelt hat und dass sie Politiker kennt, aus der SPD, die
das ebenso tun, denen aber ein Maulkorb verpasst wird.
Frau Hoffmann hat jedoch immer wieder auch betont,
dass „verstehen“ nicht gleich „legitimieren“ heißt.
Prof. Andreas Schierwagen ergänzte, dass es immer um knallharte
Interessen geht, auch bei der Ostpolitik der Regierung und dass die
Politiker schon verstehen sich aber im “Schlepptau der “Atlantiker”
befinden und das Verständis für Russland während der Jelzin-Ära
durchaus vorhanden war.
4. Pause mit kulturellem Beitrag:
Vier Mitglieder der russischen Gruppe Kalinka aus Leipzig zeigten uns
eine Kostprobe aus ihrem Programm. Die russischen Volkslieder
fanden Anklang und konnten auch mitgesungen werden.
Nach der Pause unterbreiteten TeilnehmerInnen Vorschläge,
wie die BI in der Öffentlichkeit noch wirksamer ihre Ziele
vertreten und ein Netzwerk aufbauen kann:
Ein Teilnehmer forderte, die BI soll klar artikulieren, dass es viele
Bürger gibt, die die Russlandpolitik der Regierung nicht mitmachen
wollen. Die BI soll deutlich Flagge zeigen, weil deutsche Panzer wieder
an der russischen Grenze stehen.
Ulrike Stolz regte das Schreiben von Leserbriefen an, in denen wir
unsere Haltung deutlich machen können. Dies sei auch eine
Möglichkeit, etwas zu verändern. Auch wenn diese Leserbriefe nicht
immer gedruckt werden, können sie doch Einfluss auf die Mitarbeiter
in der Redaktion nehmen.
Bitte zum Stift greifen und an an Leserbriefe@lvz.de schreiben, mit
voller Adresse, obwohl nur der Name und die Postleitzahl
veröffentlicht werden.
Prof. Cornelius Weiss hob hervor, dass eine Erklärung in der
Öffentlichkeit nur Sinn macht, wenn wir mehr sind. Er verwies auf die
geringe Resonanz des Appells von mehr als 60 Prominenten vom
September 2014 in den Medien. Er sieht die BI als Graswurzel-
bewegung, die noch “Fett ansetzen” muß.
Johannes Schroth findet die Idee mit den Leserbriefen gut.
Ein Teilnehmer schlug der BI die Nutzung alternativer Medien vor.
Ein Teilnehmer fragte, ob die BI über die Druschba-Friedensfahrt nach
Russland informiert ist, die vom 23. Juli bis 13. August 2017 auf 5
Touren durch 40 russische Städte führt. (z.Z. 420 Teilnehmer sind
angemeldet)
Er schlug vor, auch die Treffen zwischen Russen und Amerikanern zu
nutzen, die jährlich am 25. April in Torgau stattfinden. (elbe day)
Eine Teilnehmerin informierte über die Bürgerzeitung “Leipziger
Stachel” und schlug vor, dass die BI auch Aufrufe in dieser Zeitung
veröffentlicht. Mit einer Auflage von z.Z. 2000 Exemplaren wird die
Zeitung direkt auf der Straße verteilt und mit den Bürgern über den
Inhalt diskutiert.
Jrina Istomina kommt aus dem Altai und lebt seit 1998 in Deutschland.
Sie regte eine Verbindung zum Berliner “Verein der Völker Russlands”
an und schlug vor, über persönliche Kontakte das gegenseitige
Verständniss zwischen Russen und Deutschen zu verbessern.
Dr. Helga Lemme sprach über die Absicht, eine Facebook-Gruppe zu
gründen. Sie bat die Anwesenden um Vorschläge für Argumente,
Texte und Links, die im Internet Blog der BI aufgenommen werden
können. Sie informierte uns über die Rede von Wolfgang Gehrcke von
der Partei Die Linke im Bundestag mit dem Titel: “Neuausrichtung
deutscher Außenpolitik ist dringend erforderlich”. Im Jahr 2016
verbrachte sie 4 Wochen bei ihrer Freundin und deren Familie in
Russland. Wenn Interesse besteht, ist sie bereit über diese Reise zu
berichten.
Ein Teilnehmer machte den Vorschlag, Stadtfeste und Festivals, die
Politik der Stadt Leipzig und Gedenktage wie den 8. Mai oder den 100.
Jahrestag der Oktoberrevlution für die Aktivitäten der BI zu nutzen,
Mattias Pieper wird eine Facebook- Seite für die BI anmelden.
Er wies die Anwesenden auf die Möglichkeit hin, sich in die
ausliegende E-Mail Liste einzutragen.
Dr. Hans-Joachim Wienhold möchte sich dafür einsetzen, dass die
Friedensthematik im Stadtrat und vom OB stärker Beachtung findet.
Möglichkeiten dazu sieht er z. B. im Städtebündnis “Mayors for
Peace”. Seit 2005 ist Leipzig Mitglied in diesem Bündnis.
5. Berichte zu den einzelnen Projekten:
5.1. Anthologie/ Lesebuch:
Prof. Cornelius Weiss, verantwortlich für dieses Vorhaben, stellte das
Projekt vor.
Es soll eine Sammlung von verschiedenen Texten und Autoren sein.
Autoren für dieses Buch werden noch gesucht. Der Inhalt soll
bestehen aus Erlebnisberichten, Texten über Begegnungen zwischen
deutschen und russischen Personen, Gedichten und Kochrezepten. Es
wird eine kleine Auflage sein, gedruckt in einem Eigenverlag oder
Internetverlag.
Die Leitung hatte Frau Dr. Christel Hartinger übernommen, die leider
kürzlich verstorben ist.
Die anwesende Marlis Michel, mit der Frau Hartinger vor ihrem Tod
über das Projekt gesprochen hatte, erklärte sich bereit, am Buch
mitzuarbeiten. Sie kennt Literaten vom Freien Deutschen
Autorenverband, die Material haben. Sie wird diese Autoren
ansprechen und auch helfen, das Material zu sichten. Für die
Publikation schlug sie den Engelsdorfer Verlag aus Leipzig vor. Sie hat
bereits gute Erfahrungen mit dem Verlag gemacht.
5.2. Finanzen und Spenden:
Manfred Hessel hob noch einmal hervor, dass wir kein Verein sind und
daher nur durch Spenden finanziert werden können. Er verwies auf die
bereitstehenden Spendenboxen und auf das Spendenkonto, dass im
Internet Blog der BI zu finden ist.
Zum Abschluss bedankte sich Johannes Schroth für die Teilnahme
und schätzte die Veranstaltung als gelungen ein.
Das nächste Treffen in diesem Rahmen findet am 16.03.
um 18:00 Uhr im Café Haus Steinstraße 18 statt.
Prof. Weiss wird aus seinem Buch: >Risse durch die Zeit< lesen. Danach soll sich eine breite Aussprache zum Thema und über Erfahrungen mit unseren Nachbarn und der offiziellen Politik anschließen. Das Auszählen der Spende ergab eine Summe von 167,80 EUR. Für das Protokoll am 18.02.17 Andrea